Die Tradition und die sensible, moderne Restaurierung prägen diesen Ort!
Erstmals wird die Wiesenmühle zu Kettenheim 1738 erwähnt. Die Vierflügelanlage mit Bruchstein- und Fachwerkbauten beherbergt noch heute altes Mühleninventar. Das historische Gelände wurde vor
zwei Generationen wieder mit Leben erfüllt. Die Familie Mathis erschloss sich das Areal nach und nach. Heute ist es für Gäste, die in einem besonderen Rahmen feiern möchten geöffnet.
Beim Rundgang durch das alte Mühlengebäude, mit Thierry Mathis, bekommen Sie die Gelegenheit das alte Handwerk des Müllers hautnah zu erleben. Der Hausherr bekam von alten Müllern selbst die
Eigenheiten überliefert und beigebracht.
Im Februar 1880 übernahm Jean Mayer (*1842-†1926) durch einen Erbschaftsvertrag die Wiesenmühle. Er war mit Anna Maria geb. Herberg (aus Albig, †1904) verheiratet. Aus der Ehe gingen 6 Kinder hervor (5 Mädchen und 1 Junge). Jean schaffte es die Mühle in einen gut laufenden Betrieb zu verwandeln, das geht aus seinem Mahlbuch (Geschäftsbuch) hervor, dass im Original vorliegt. Der Betrieb wurde durch den Zukauf von Ackerland vergrößert, so das in der Gemarkung Kettenheim ca. 6, 2 ha und in Alzey ca. 3, 5 ha zum Betrieb gehörten. Weiter gehörten noch Anteile an einem Schälwald in Bayern zum Vermögen. Zu jener Zeit waren bis zu 20 Personen im Betrieb beschäftigt.
Sein einziger Sohn Georg Johannes Mayer (*1883-†1918) konnte sich aufgrund einer körperlichen Behinderung nicht in den Betrieb einbringen. Leider verstarb er bereits 1918 bei der großen
Grippewelle nach dem Ersten Weltkrieg. Zu seinem kostspieligen Hobby zählte die gerade entstandene Fotografie mittels Glasplatten. Diese sind im Original erhalten und zeigen eindrucksvoll das
Leben der Familie um 1900 (siehe vorliegendes Bildmaterial).
Bis zum Tode von Jean Mayer im Jahre 1926 lenkte er die Geschicke der Wiesenmühle, einen Nachfolger gab es leider nicht. Drei der fünf Schwestern lebten und arbeiteten bis zu ihrem Tod in der
Wiesenmühle. Das waren Maria Margaretha (*1884-†1959), Jacobine (*1886-†1938) und Cäcilia (*1891-†1978). Diese führten ein sehr zurück gezogenes Leben. Die Geschwister betrieben die Wiesenmühle
und schroteten noch Viehfutter für das Dorf Kettenheim. Bezugsscheine aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges belegen dies.
Während der großen Unwetterserie die Rheinhessen im Frühjahr 1949 heimsuchte und ganz Kettenheim überschwemmte, hatte man schnell die Wiesenmühle als Ursache für das Unglück verurteilt. Woraufhin
sich neun junge Kettenheimer aufmachten, um auf Geheiß des damaligen Bürgermeisters das Wehr zu zerstören. Die Mayers klagten auf Wiederherstellung des Wehres und Schadensersatz. Leider ist über
die Einigung nichts überliefert. Fakt ist aber, dass das Wehr bis heute nicht wieder hergestellt wurde. 1954 entledigte man sich endgültig dieses Problems: Während der Flurbereinigung wurde der
Bach verlegt, so das dieser zwar das Grundstück begrenzt aber leider weiter unten im Tal! Versuche das rückgängig zu machen sind bis heute gescheitert…